Beim WIE ist es besonders wichtig darauf zu achten, kontinuierlich zu investieren. Den perfekten Einstiegszeitpunkt zu treffen, das heißt ein Wertpapier zum niedrigsten Kurs zu kaufen, ist vor allem Glück. Besser und kalkulierbarer ist es, stattdessen in regelmäßigen Abständen einen festen Betrag anzulegen. Hier kommt der sogenannte Cost-Average-Effekt zum Tragen und sorgt für einen im Durchschnitt günstigen Einstiegskurs. Denn während in Phasen niedriger Kurse automatisch mehr Anteile gekauft werden, reduziert sich bei teuren Kursen die gekaufte Stückzahl.
Für diese Strategie des Vermögensaufbaus eignet sich ein Wertpapiersparplan besonders gut. Diese sind heute meisten genauso flexibel wie ein Dauerauftrag. Sie können unkompliziert angelegt werden - meist schon ab einem relativ niedrigen Anlagebetrag - und praktisch jederzeit geändert oder gestoppt werden. Es gibt keine festen Kündigungsfristen. Die Kosten sind überschaubar und an die niedrigen Beträge angepasst.
Aber auch wenn ein größerer Anlagebetrag zur einmaligen Anlage bereitsteht, zum Beispiel eine fällige Versicherung, kann auf diese Anlagestrategie zurückgegriffen werden. Statt alles auf einmal anzulegen, tranchiert man den Betrag und investiert dann über ein bis zwei Quartale monatlich einen festen Teilbetrag. Besonders in stark schwankenden Märkten wie aktuell, sichert man sich so dagegen ab, ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt zu investieren. Noch besser ist es, wenn jede Kauforder mit einem Limit für den maximalen Preis versehen wird, um kurzfristige Spitzen beim Preis auszuschließen. Die Teilbeträge sollten jedoch nicht zu klein werden. Sonst übersteigen die Kosten beim Kauf schnell den Gewinn aus einem günstigeren Kaufkurs.
Während die Frage nach dem WIE relativ schnell geklärt ist, ist die Antwort auf das WAS deutlich komplexer. Bei zukunftsorientierten Anlagen wird oft zuerst an plakative Themen wie nachhaltige, ökologische Anlagen und Trends der Zukunft wie Robotik oder Digitale Transformation. Das ist jedoch zu kurz gegriffen. So interessant diese Branchen und Themen aus technologischer oder gesellschaftlicher Sicht häufig sind, für eine finanziell gesicherte Zukunft sind andere Aspekte wichtiger.
Da sich die Welt von morgen aber eben nicht präzise vorhersagen lässt, sollten gerade Anleger mit langfristiger Perspektive besser möglichst breit aufgestellt investieren. So werden Chancen genutzt und das Risiko, mit einer Zukunftsprognose doch danebenzuliegen, deutlich reduziert. Damit scheiden Sparpläne in einzelne Aktien in der Regel aus. Es sei denn, man ist in der Lage, deutlich mehr als eine Hand voll Aktien regelmäßig zu besparen. Die bessere Wahl ist deshalb ein breit gestreuter Aktienfonds oder Aktien-ETF. Ob man sich letztlich für aktiv verwaltete Fonds oder ETF entscheidet, ist heute fast zu einer Glaubenssache geworden. Dabei bieten – objektiv betrachtet – beide Varianten jeweils Vor- und Nachteile.
Ein ETF auf einen Aktienindex ist vor allem kostengünstig. Dafür hängt die Wertentwicklung direkt von der Entwicklung am Kapitalmarkt ab, in guten aber eben auch in schlechten Zeiten. Wird ein Fonds aktiv verwaltet, können dagegen bei gutem Management Verluste in fallenden Märkten begrenzt oder bei steigenden Märkten eine Outperformance erzielt werden. Dafür fallen deutlich höhere Gebühren bei der Anlage und für die jährliche Verwaltung an. Und es bleibt das Risiko von Fehlentscheidungen des Managements, die sich dann negativ auf die Rendite auswirken.
Eine gute Lösung, um die Vorteile beider Welten auszunutzen kann deshalb sein, den monatlichen Sparbetrag aufzuteilen. Dabei sollte mindestens die Hälfte, besser drei Viertel, der Anlage in einen sehr breit gestreuten Aktienindex investiert werden. Infrage kommt zum Beispiel der All Country World-Index (ACWI) von MSCI. Der Index umfasst aktuell etwa 2.900 Einzelaktien aus 23 Industrie- und 24 Entwicklungsländern. Damit bildet er rund 85% des globalen Aktienmarktes ab. So ist sichergestellt, dass Anleger mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch von den Trends der Zukunft profitieren werden, die heute noch keiner vermutet. Durch den Einschluss der wichtigsten Entwicklungsländer partizipiert man darüber hinaus an ihrem gegenüber den großen Industrienationen deutlich dynamischeren Wirtschaftswachstum und ihrer jungen, innovativen Bevölkerung.
Diese Basisanlage kann dann um eine oder zwei Themenanlagen ergänzt werden. Das können konkrete Zukunftstechnologien wie Robotik, Wasserstoff uns autonomes Fahren oder Megatrends wie Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischer Wandel sein. Hier lohnt es sich, gezielt auf die Expertise erfahrener Fondsmanager zu setzen. Die Bewertungen von Morningstar, Scope oder Citywire liefern hier einen guten und transparenten Ansatz. Dieser Teil der Anlagestrategie sollte dann regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
Sollten neben Aktien weitere Anlageklassen, Rohstoffe oder Anleihen beispielsweise, berücksichtigt werden? Im Gesamtkonzept grundsätzlich ja, aber besser über einmalige Investitionen mit aktuell eher kleinen Anteilen des Vermögens. Dabei gilt für Anleihen und andere Zinspapiere, dass die Ertragschancen von vornherein begrenzt und bei langfristigen Anlagen in der Regel geringer sind als bei Aktien. Dafür schwankt der Wert in der Regel weniger stark. Sie eignen sich also mehr für den Erhalt eines vorhandenen Vermögens als für den Vermögensaufbau.
Patrice Kaiser, 42 Jahre alt, Bankbetriebswirt und Wirtschaftspsychologe, verantwortet seit 2011 die fachliche Seite des Anlagegeschäfts in der MERKUR PRIVATBANK. Im Vordergrund seiner Arbeit steht, die Komplexität einer Vielzahl von Anlageformen und -strategien für den Kunden aufzulösen. Um die individuell beste Lösung bieten zu können, trifft er die Wertpapierauswahl anhand quantitativer und qualitativer Kriterien. Sein Ziel: die Anlagen zu finden, die langfristig überdurchschnittlich gut abschneiden.